100 Jahre:
Orte & Ereignisse
Was feiert das Bundesland Niederösterreich heuer?
Niederösterreich ist flächenmäßig das größte Bundesland der Republik Österreich. Es ist jenes Land, welches aufgrund der erstmaligen Erwähnung des Namens Ostarrichi im Jahre 996 als die „Wiege Österreichs“ bezeichnet wird. Es ist auch das Bundesland, das erst seit 1986 eine eigene Landeshauptstadt hat.
Vor einhundert Jahren, am 1. Jänner 1922, trat das Trennungsgesetz in Kraft, das aus Niederösterreich-Land und Wien zwei eigenständige Bundesländer machte. Der Beginn der Selbstständigkeit war nicht einfach, es waren für das agrarisch geprägte Land schwierige Anfangsjahre. Auch die Zeit während des Zweiten Weltkriegs und des Wiederaufbaus stellte an die Bewohnerinnen und Bewohner des Bundeslandes große Herausforderungen. Es dauerte, bis aus Niederösterreich eine selbstbewusste Region wurde, die nicht mehr am Rande des Eisernen Vorhangs lag, sondern in die Mitte Europas rückte. Ab 1989 boomte nicht nur die Wirtschaft, auch in den Bereichen Kultur und Wissenschaft wurde Niederösterreich zu einem internationalen Player.
Das Bundesland Niederösterreich feiert sein einhundertjähriges Bestehen heuer mit zahlreichen Veranstaltungen, Ausstellungen, Festen, Symposien und Konzerten – landesweit, in allen Bezirken, in den Gemeinden, mit allen Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern.
1920 - 1929
Ein neues Bundesland
30. November 1920
Niederösterreich-Land erstellt eine eigene Landesverfassung; der Landtag von Niederösterreich-Land wählt eine neue Landesregierung, der Mühlenbesitzer Johann Mayer aus Bockfließ wird Landeshauptmann von Niederösterreich-Land
29. Dezember 1921
Erlassung des Trennungsgesetzes, das die Trennung von Wien und Niederösterreich-Land festschreibt
1. Jänner 1922
Inkrafttreten des Trennungsgesetzes
1. Oktober 1925
Schaffung des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung: Es vereint die bisher getrennten Verwaltungskörper der mittelbaren Bundesverwaltung und der autonomen Landesverwaltung
24. April 1927
Bei den Landtagswahlen erreicht die Einheitsliste (Christlichsoziale und Großdeutsche) 28 Mandate, die Sozialdemokraten 21 und der Landbund ein Mandat
1930 - 1939
Schwere Zeiten und düstere Vorzeichen
20. Juni 1930
Landeshauptmann Karl Buresch wird zum Bundeskanzler ernannt, Josef Reither wird sein Nachfolger als Landeshauptmann
12. Februar 1934
Aufstand von Teilen des sozialdemokratischen Republikanischen Schutzbundes: Es kommt zu blutigen Kämpfen mit dem Bundesheer und der Heimwehr in Mödling, Neunkirchen und St. Pölten. Im Ybbs-, Traisen- und Gölsental in Niederösterreich werden 15 Tote verzeichnet. Am 1. Mai 1934 verkündet Kanzler Dollfuß die Verfassung des „christlichen Ständestaates“. Er will damit eine neue Gesellschaftsordnung schaffen, einen dritten Weg jenseits von Sozialismus und Liberalismus beschreiten. Alle polititschen Parteien werden aufgelöst; an ihre Stelle tritt die von der Regierung kontrollierte „Vaterländische Front“. Am 25. Juli 1934 wird Dollfuß bei einem gescheiterten Putsch im Bundeskanzleramt ermordet
1938
Am 11. März tritt Bundeskanzler Kurt Schuschnigg zurück, das Landhaus in der Wiener Herrengasse wird von den Nationalsozialisten übernommen, es beginnen die ersten Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung und Gegner der Nazis. Am 12. März marschieren deutsche Truppen in Österreich ein. Am 1. April ist der erste Transport von Österreichern in das KZ Dachau, unter ihnen Josef Reither und Leopold Figl. Am 10. April stimmen 99,85 Prozent einem Anschluss an Hitler-Deutschland zu. Am 15. Juni wird Niederösterreich zu Niederdonau, zwei Monate später wird Krems Gauhauptstadt. Am 9. und 10. November werden in der Reichspogromnacht Gewalttaten gegen die jüdische Bevölkerung initiiert, auch in Niederösterreich plündern Nationalsozialisten und Sympathisanten Geschäfte von Juden, verwüsten Synagogen und misshandeln jüdische Menschen